Geschichte St. Luzisteig
Geographie und militärgeographische Bedeutung
Die St. Luzisteig und die Herrschaft bildeten das Nordportal und die günstigste Pforte Rätiens. Hier bündelten sich die Alpenpässe vom Oberalp bis ins Unterengadin. Nach Norden führten die Verkehrslinien zum Bodensee, nach Westen zum Walensee. Die Schlüsselstellung dieser Gegend wurde durch die Unbegehbarkeit des Rheintals und dem Fehlen von Brücken über den Rhein unterstrichen (die Tardisbrücke bei Landquart erst wurde um 1529 gebaut, um den umständlichen Fährbetrieb bei Fläsch zu umgehen).[Grund für Bau der Rheinschanze (heute Rohanschanze genannt) 1632 - 1635 Die verkehrsgeschichtliche Bedeutung der Bündner Herrschaft und des Raumes Sargans liegt darin, dass diese Gebiete die Aufnahmestellung bildeten für die nach Norden und Westen führenden grossen Verkehrlinien.
Bei den grossen Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte spielte insbesondere die Nord – Süd Achse, die bis zum 19. Jahrhundert ausschliesslich über die Steig führte, eine wichtige Rolle. Der Besitz der St. Luzisteig bildete der eigentliche Schlüssel zu den Bündner Pässen.
Namengebung
Um 180 nach Christus kam der italienischer Prediger LUZIUS über die Alpen und verkündete hier das Evangelium. Seit 831 steht eine Kapelle auf der Passhöhe, die zu verschieden Zeiten umgebaut und zuletzt 1945 renoviert wurde. Sie steht unter Denkmalschutz der Eidgenossenschaft.
Daher ist auch der Name St. Luzisteig abgeleitet. Viele Kirchen in Graubünden sind dem heiligen St. Luzius geweiht. Ebenso kann der Name Luzi, Luzius oder auch Luzia abgeleitet werden.
Abriss der Geschichte der Bündner Herrschaft
Die Bezeichnung HERRSCHAFT ist eine Reminiszenz aus der Feudalzeit. Sie umfasst das Städchen Maienfeld und die drei Dörfer Malans, Jenins und Fläsch. Maienfeld hiess zur Zeit der Römer MAGIA, im Mittelalter Maigenfeld und später Mayenfeld.
Lange vor den Römern war diese Gegend schon besiedelt, was steinzeitliche und Bronzefunde beweisen. Bis zur Zeit von Kaiser Ludwig der Fromme (814 – 840) fehlen Urkunden dieser Gegend.
Karl der Grosse (768 – 814) teilte sein Reich Grafschaften. Rätien wurde in Ober- und Unterrätien geteilt. Unterrätien bildete die Grafschaft unter der Landquart von Davos bis Bregenz und wurde von den Grafen von Bregenz bis 1158 regiert.
Die Bezeichnung HERRSCHAFT datiert aus der Zeit der Freiherren von Brandis. Diese besassen auch Vaduz und unterschieden ihre Herrschaft mit: Ob und unter der Steig.
Unter der Regentschaft der Herren von Brandis hatten die Untertanen viel unter Kriegen zu leiden. 1509 verkauften der Freiherr Johann von Brandis die Herrschaft für 20'000 Gulden an die drei Bünde in Rätien. 1509 bis 1799 regierten rätische Landvögte. 1797 – 1799 regierte der letzte Landvogt Jak. Ulrich Sprecher von Bernegg aus Jenins als Landvogt. 1800 räumte die französiche Invasion mit der veralteten, feudalen Institution auf. Mit der Mediation von 1803 wurde die Herrschaft vollberechtigter Bestandteil des Kantons Graubünden.
St. Luzisteig – Pass – Letzi – Schanze – Festung
Die Luzisteig ist ein Weg, eine Wehr von militärischer Bedeutung und eine religiöse Weihestätte.
Schon in der Römerzeit war die Steig mit Mauern und Gräben militärisch befestigt.15 vor Christus zog der römische Feldherr Drusus, nach der Unterwerfung Rätiens nach Norden über die Steig. Die Steig war Teil der Strasse Brigantium – Curia.
Im Mittelalter hiess die Achse über die Steig REICHSSTRASSE, was ihre Bedeutung bestätigt. In Rätien nannte man sie auch DEUTSCHE STRASSE (heute nennt man das Strassenstück von Chur Masans nach Timmis immer noch Deutsche Strasse).
Im Mittelalter war die Steig vor allem während dem Schwabenkrieg (1499) umkämpft.
Im 17. Jahrhundert, während dem 30-jährigen Krieg überzogen die Spanier und die Franzosen das Land mit ihren Kriegen.
Im 18. Jahrhundert waren wieder die Spanier (Erbfolgekrieg) , die Österreicher sowie die Franzosen, welche für kriegerische Auseinandersetzungen verantwortlich waren.
Zum Schluss gebe ich noch einen kurzen geschichtlichen Überblick in Jahreszahlen
15 v. Chr.
Drusus, römischer Feldherr zieht nach der Unterwerfung Rätiens über die Steig. St. Luzius Missionar und Gründer des Bistums Chur ritt von Norden über die Steig --> St. Luzisteig.
496 n. Chr.
Grosse Scharen von Allemannen weichen vor König Chlodowigs über die Steig nach Rätien aus
831 n. Chr.
Steigkirche erbaut. Zur Zeit Karls des Grossen. Bei dieser Kirche bestatten die Leute der "Gmeind im Berg" ihre Toten auf der "Lichlegi"
1097
Herzog Welf bricht im Kampf gegen König Heinrich IV (Italienfeldzug) mit grosser Heermacht über die Steig und verwüste Rätien bis ins Unterengadin.
1446
Schwabenkrieg, Eidgenossen und Bündner werfen die Kaiserlichen aus dem Land.
1499
Grosse Kämpfe um die Steig. Der Wald an der Letzi wird Bannwald.
1621 – 1631
Das Regiment Steiner der Zürcher Hilfstruppen besetzt die Steig. Die Befestigungsanlagen werden in Stand gestellt. November 1621 Brion lässt die Festung schleifen. 1622, Prättigauer erobern die Steig zurück. Ausbau durch Johann Ardüser von Davos. 1631 Erneute Schleifung der Werke.
1632 - 1635
Bau der Rohanschanze bei Landquart
1635
Herzog Rohan zieht ins Veltlin. 4 Bündner Kompanien stehen als Rückendeckung auf der von Rohan wieder erstellten Steig.
1703 – 1705
Auftrag der Bündner zum Ausbau der Festung nach den Plänen von Kaspar Werdmüller Zürich
1798 – 1800
Kämpfe der Franzosen unter General Messena gegen die Österreicher unter General Hotze. Der Russengeneral Suwarow zieht über die Steig nach Norden.
1809
Aktive Grenzbesetzung während dem Koalitionskrieg.
1831 – 1860
Restauration der Festungswerke und weiterer Ausbau durch General Dufour. Bau des Guschaturmes.
1859 - 1866
Militärische Bewachung
1871
Sträflinge der Bourbaki Armee werden auf der Luzisteig Untergebracht.
1914 – 1918
Aktive Grenzbesetzung.
1939
Vorarbeit für den Bau der Festung Sargans